Angstzustände

Das Wesentliche in Kürze

 Angst – ein lebenswichtiges Gefühl

Angst ist eine Einrichtung der Natur, die gewährleistet, dass der Mensch in Gefahrensituationen für Leib und Leben die Flucht ergreift oder sein Heil im Angriff sucht. Hätten wir keine Angst, würden wir nicht einen Monat überleben können, auch wenn kein Säbelzahntiger mehr unseren Weg kreuzt. Die Straßenbahn würde uns genauso in den Tod befördern, wenn wir ihr nicht aus dem Wege gehen. Aber auch die Angst um andere, insbesondere um unsere Kinder, sichert den Fortbestand der Rasse seitdem es Menschen auf der Erde gibt.

Angstzustände – eine Volkskrankheit

Es gibt auch die andere Seite der Angst, die übernatürliche Angst aus heiterem Himmel oder in unbegründeten Situationen oder die Angst als ständigem Begleiter. Wer davon betroffen ist, erfährt sich als eingeschränkt und machtlos gegenüber der Bedrohung von Innen. Etwa 15 Prozent aller Menschen leiden mindestens einmal im Leben unter Angststörungen,  wobei  Sozialphobie und spezifische Phobien am häufigsten vorkommen. Angststörungen treten bei Frauen deutlich häufiger auf als bei Männern.  Allein in Deutschland sollen Schätzungen zur Folge über 2 Mio. Menschen an Angstzuständen leiden.

Gesundheitsrisiken

Die gesundheitlichen Risiken bei Angstzuständen bestehen darin, dass sich die bestehende Angst verstärkt oder ausweitet und weitere Ängste hinzukommen. Dazu ist es nicht selten der Fall, dass Angstpatienten zu Alkohol und Tabletten greifen, um sich zu beruhigen, woraus im Laufe der Zeit eine Abhängigkeit entstehen kann. Eine der gefährlichsten Folge- oder Begleiterscheinungen ist die Depression – bis hin zu suizidalen Tendenzen. Eine Sonderform ist die Angst vor der Angst, insbesondere bei unerwartet auftretenden Panikattacken, die das Leben im wahrsten Sinne des Wortes „lähmen“, weil die Betroffenen sich nichts mehr zutrauen. Sie bleiben zuhause, hören auf zu arbeiten, melden ihr Auto ab, meiden gesellschaftliche Anlässe und nehmen am sozialen Leben nicht mehr teil.

Wie Ängste entstehen

Eine Theorie besagt, dass Ängste schon im Erbgut angelegt sein können, weil Angsterkrankungen in bestimmten Familien häufiger auftreten als in anderen. Sicher spielt auch die Kindheit eine Rolle, ob Urvertrauen entwickelt wurde in sicherer Nestatmosphäre oder immer wieder Dinge passiert sind, die Furcht und Schrecken ausgelöst haben. Manchmal überträgt sich die Angst der Eltern um die Kinder auf die Kinder, wenn diese zu sehr behütet werden. Oder es entsteht zuerst eine generelle Angst, die als Bewältigungsstrategie später in eine spezifische Phobie, z. B. Spinnenphobie, umgewandelt wird, weil diese einfacher zu beherrschen ist. Schreckliche Erlebnisse wie Missbrauch, Tod usw. sind weitere häufiger anzutreffende Angstauslöser, wie auch die allgemeine Lebensangst in einer zunehmend digitalisierten und globalisierten Welt, wo der persönliche Halt und Beistand immer mehr in den Hintergrund tritt. Angstzustände können aber auch völlig losgelöst von äußeren Bedingungen und Reizen auftreten oder dauerhaft vorhanden sein. Bei plötzlich auftretender Angst spricht man auch von Panikattacken.

Was Ängste aufrechterhält

Eine Verhaltensweise, welche häufig Ängste aufrechterhält, ist Vermeidung. Ängstliche Menschen haben sich im Laufe ihres Lebens ein Weltbild gebaut, in dem z. B. Hunde, Ratten, Fahrstühle, Tunnel, Dunkelheit, oder auch soziale Situationen wie die Fahrt in einer U-Bahn oder die Menschenmenge in einem Einkaufszentrum Gefahr bedeuten. Um das unangenehme Gefühl der Angst zu vermeiden, werden meist auch die angstauslösenden Situationen vermieden. Dadurch wiederum ist es unmöglich, die gegenteilige Erfahrung zu machen und zu erkennen, dass die mit Angst belegten Objekte oder Situationen eigentlich harmlos und nicht gefährlich oder gar lebensbedrohlich sind. Die Vermeidungshaltung verfestigt im Unterbewusstsein die Angst aufs Neue und trägt somit (aktiv) zu ihrer Aufrechterhaltung bei. Traumatische Erlebnisse der Vergangenheit können Ängste ebenfalls aufrechterhalten.

Angstzustände behandeln mit Hilfe der Hypnose

Welche Hintergründe bei der Entstehung der jeweiligen Angst eine Rolle spielen, lässt sich insbesondere mit Hypnosetechniken gut herausfinden.

Ängste sind Emotionen. Sie haben ihren Ursprung in den unterbewussten Schichten unserer Psyche. Da die Hypnose es ermöglicht über direkte und indirekte Kommunikation mit dem Unterbewusstsein zu interagieren, bietet sie hervorragende Möglichkeiten, darauf hinzuwirken, dass Angstzustände weniger werden bzw. nicht mehr auftreten. Meist sind dafür nur wenige Sitzungen erforderlich, aber das hängt vom Einzelfall und der Art der Angstzustände ab, wie auch von der Zeitdauer des Bestehens.

Was sagt die Wissenschaft dazu?

Besonders erfolgreich ist der therapeutische Einsatz der Hypnose bei allen Angst- und Belastungsstörungen.

Quelle:

  • Revenstorf et al. (2003). Expertise zur wissenschaftlichen Evidenz der Hypnotherapie.
  • Gutachten zur wissenschaftlichen Anerkennung der Hypnotherapie

Darüber hinaus kann Hypnotherapie ebenfalls sehr gut die Hintergründe einer Phobie klären.

http://www.aerzteblatt.de/archiv/64599

Ängste überwinden, innere Stärke gewinnen.
Mein therapeutisches Konzept

Einer der Schwerpunkte meiner psychotherapeutischen Arbeit ist die Behandlung von Ängsten wie generelle Ängstlichkeit, Phobien und Panikattacken. Wer schon einmal von Angstzuständen betroffen war, der weiß ganz genau wie stark Ängste die Lebensqualität mindern können. In vielen Fällen geht es sogar so weit, dass das Leben ganz von der Angst beherrscht wird. Viele Menschen tragen diese Angst schon so lange in sich, dass sie sich kaum noch ein Leben ohne Angst vorstellen können. Trotz allem lassen sich Ängste in den meisten Fällen sehr gut behandeln.

Hier ein kurzer Überblick über die vielfältigen Ansätze und Kombinationsmöglichkeiten zur Behandlung von Angsterkrankungen mit kognitiv-hypnotherapeutischen Interventionen:

  1. Aufklärung – Gedankenaustausch, Informationsgabe. (Gespräch)
  2. Orientierung – Situationsanalyse. (Gespräch)
  3. Entspannung – Ausgiebige Erholung. (Hypnose)
  4. Visualisierung – Vorstellung: Angstfrei sein. (Gespräch / Wachtrance)
  5. Lösungserleben – Emotionale Erfahrung: Angstfrei sein. (Hypnose)
  6. Sicherer Ort – Verankerung eines „Ruheorts“ (Hypnose / Gespräch)
  7. Seitenwechsel – Vertraut machen mit den Symptomen. (Hypnose)
  8. Innenschau – Nachspüren, wo die Angst sitzt. (Hypnose)
  9. Dissoziation – Auslagern der Angst. (Hypnose)
  10. Imagination – Der Angst ein Gesicht geben. (Hypnose)
  11. Abkommen – Mit der Angst einen Vertrag abschließen. (Hypnose)
  12. Analyse – Ursache und Funktion der Angst herausfinden. (Hypnoanalyse)
  13. Loslassen – Innere Widerstände aufgeben. (Hypnoanalyse / Hypnose)
  14. Schuldfragen klären – Verhandlung mit dem Gewissen. (Hypnose)
  15. Assoziation – Angstauslösende Situationen mit angenehmeren Gefühlen verknüpfen. (Hypnose)
  16. Posthypnotische Suggestionen – Prävention. (Hypnose)

Die Herangehensweise hängt von der vorliegenden Angsterkrankung und der jeweiligen Situation des Patienten ab. Bei speziellen Phobien wie zum Beispiel der Agoraphobie (Angst, das eigene Haus zu verlassen) und der Sozialen Phobie (Angst davor, von anderen Menschen beobachtet und bewertet zu werden), kommen weitere spezifische Interventionen in Betracht, wie z. B. Konfrontationsübungen in Trance.

Erläuterungen

  • Bei der Orientierung geht es darum, die Dynamik zu erkennen zwischen den Symptomen des Betroffenen, den ihm nicht bewussten Erfahrungen und Gefühlen sowie der individuellen Lebensgeschichte. Vornehmlich in Gesprächen versuchen Therapeut und Patient gemeinsam die Zusammenhänge zu durchdringen. Zusätzlich zu einer biografischen Belastung kann der Patient z. B. zu den 15 – 20 % der Hochsensiblen in der Bevölkerung gehören, die aufgrund ihrer außergewöhnlichen Sensorik und Empathie häufiger Angstgefühle entwickeln als Menschen mit normaler Wahrnehmung.
  • Es wird angenommen, dass Ängste nicht grundlos entstehen, sondern oft auf problematischen Lebenserfahrungen beruhen. Demnach ist das Gefühl nur das Symptom eines tief verwurzelten, dem Betroffenen häufig nicht bewussten Problems: eines inneren Konflikts, der oft aus Kindertagen herrührt. Bei einer traumatischen Erfahrung z. B. hat die Angst seinerzeit eine sinnvolle Funktion erfüllt, in der Regel eine Schutzfunktion. Die mit der negativen Erfahrung verbundene Angst wird später jedoch überflüssig – sie hat keine Funktion, erfüllt keinen Zweck mehr. In der Therapie ist wichtig, die Angst nicht nur als Symptom sondern auch als wertvollen Hinweis zu begreifen um die Hintergründe der Symptomatik zu verstehen, die der Patient selber oft als äußerst irrational erlebt. Schon allein das Verstehen des Symptoms hat einen großen therapeutischen Wert.
  • Entspannung lockert die Muskulatur, der Herzschlag verlangsamt sich, der Blutdruck sinkt. Jede Entspannungstrance führt zu einer ausgiebigen Erholung „in der glasklaren Stille“. Entspannungsverfahren wie autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation allein genügen jedoch nicht um Angstzustände dauerhaft zu überwinden.
  • Jede gezielte Veränderung, sei es etwas Neues oder eine Änderung des Bestehenden, bedarf der vorherigen Vorstellung desjenigen, der sie herbeiführen will. Unsere erschaffene Welt beruht auf Vorstellungskraft mit einer immanenten Dynamik Vorstellungen zu verwirklichen. Das gilt für unser inneres Erleben genauso. Die bildliche Vorstellung eines angstfreien Lebens ist der erste Schritt damit Heilung beginnen kann. Tritt zu der Imagination das damit einhergehende Gefühl hinzu, umso besser. Anders als Wünsche oder bewusste Vorsätze können emotionale Erlebnisbilder mit ihrer Depotwirkung im Unterbewusstsein intensiv, beständig und nachhaltig innere Prozesse bestimmen.
  • Der sichere Ort (oder sicherer Raum) ist eine in Trance geschaffene „Realität“ im Bewusstsein, die dem Klienten einen jederzeit erreichbaren, seelischen Rückzugsort bietet. Ein solcher Sicherheitsanker ist ideal bei der Arbeit mit Angstpatienten. Nach der erstmaligen Installation kann dieser geschützte Ort jederzeit besucht werden, etwa bei aufkeimenden Angstgefühlen oder bei heftigen Abreaktionen, z. B. während der Rückführung zu dem angstauslösenden Ereignis.
  • Eine alte Kriegsweisheit lautet: „Wenn Du deinen Feind nicht besiegen kannst, verbünde dich mit ihm“. Das Symptom zu ignorieren oder ihm davonlaufen zu wollen, funktioniert auf Dauer nicht und ist allenfalls eine vorübergehende Scheinlösung des Problems. Aus diesem Grund machen wir uns in der Therapie mit dem Symptom vertraut. Das Symptom ist ein Teil von uns geworden, das müssen wir akzeptieren. Um etwas verändern zu wollen, müssen wir es erst lokalisieren, danach dissoziieren bzw. externalisieren, was bedeutet, es nach außen zu verlagern. Das findet im Unterbewusstsein des Patienten genauso statt, so unwirklich dies dem Verstand auch erscheinen mag. Es erfolgt eine Kommunikation mit dem Symptom und am Ende aller Gespräche und Verhandlungen steht ein Vertrag mit beiderseitigen Verpflichtungen. Für den Patienten kann die Verpflichtung sein, das Symptom als wertvolle Ressource anzusehen anstatt es zu verfluchen. Die Verpflichtung des Symptoms kann es sein, den Betroffenen nur noch dann zu warnen, wenn aktuell eine wirkliche Gefahr besteht. Auf diese Weise werden im Unterbewusstsein tief verwurzelte Angstmuster aufgelöst.
  • Ungelöste Schuldprobleme spielen bei vielen Angstsymptomen eine große Rolle. Oft geht es um Entscheidungen oder Reaktionen im Leben, die sich die Patienten nicht verzeihen können und sich auch Jahre später noch – teils unbewusst – dafür verurteilen. Hypnotherapeutische Techniken ermöglichen sich direkt an das „Gewissen“ zu wenden als der Instanz, die für moralische Fragen zuständig ist und eine Verhandlung zu initiieren. Dabei kann geklärt werden, ob inzwischen ein Verzeihen (Selbstvergebung) möglich ist oder welche Art von Wiedergutmachung in Frage kommt. Bei negativen Erfahrungen aus der Kindheit kann auch eine Neubewertung aus der Sicht des Erwachsenen ein guter Lösungsansatz sein.
  • Die Assoziation positiver Erfahrungen (Wir kennen alle das Gefühl, wenn wir uns z. B. in einer  Erfolgssituation völlig bewusst und voller innerer Kraft erleben) kann in angstauslösenden Situationen zu einem hilfreichen Therapeutikum werden. In der Angsttherapie werden diese Verknüpfungen hergestellt, um Problemerlebnisse allgemein besser zu verarbeiten.
  • Posthypnotische Suggestionen können prekäre Umstände vorbereiten helfen (z. B. Vorstellungsgespräch) und die Auftretenswahrscheinlichkeit erwünschten Verhaltens erhöhen.

Klaus Ulbrich - Hypnotherapie

Klaus Ulbrich
Tel: 05725-2758597
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